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Das schwule Museum im Internet

Unter www.der-kreis.ch entsteht ein Museum auf dem Internet zu einem Projekt, das für die Entstehung der "Gay Community" in Europa und Amerika enorm wichtig war.
"Der Kreis": Hinter diesem unscheinbaren Namen verbarg sich von Ende der dreissiger bis Ende der sechziger Jahre eine Organisation, die für die damals noch "Homophilen" oder "Homoeroten" Grosses vollbracht hat. Sie war das einzige Leuchtfeuer für Schwule in Europa während dem Krieg und stieg danach zu ihrer Blütezeit auf: die fünfziger Jahre waren die Jahre des "Kreis".
Unter der Leitung von "Rolf" war der Kreis gleichzeitig ein Club für geselliges Zusammensein und gegenseitige Hilfe und eine Zeitschrift, die in ganz Europa und in den USA gelesen wurde.
Mit Unterstützung des "Kreis" entstanden weitere Organisationen, so etwa der holländische COC (den es heute noch gibt) oder in Frankreich Arcadie.
Heute ist kaum mehr nachvollziehbar, wie viel Mut es zu Beginn brauchte, nicht nur gegen damals gängige Vorurteile anzukämpfen, sondern immer zu wissen, dass bei einem Einmarsch der deutschen Truppen in die Schweiz das Ende in einem KZ sicher gewesen wäre. "Rolf", der unter seinem richtigen Namen Karl Meier im Cabaret Cornichon zusammen mit Elsy Attenhofer auftrat, wusste sicher, wie bedroht er war. Aber auch nach dem Krieg bewegte sich homoerotisches Leben zwischen Verdrängung, heterosexuellen Scheinehen und Sittenpolizei, und entsprechend zurückhaltend verhielten sich der "Kreis" und seine Mitglieder.
Das sicherte ihnen eine relativ ungestörte Existenz, war aber der Keim für das Ende der Organisation Ende der sechziger Jahre: Rolf, der gerade siebzig geworden war, konnte nicht mehr auf die gesellschaftlichen Veränderungen reagieren, die in dieser Zeit im Gange waren. Er hielt an alten Werten fest und besiegelte damit den Untergang von Organisation und Zeitschrift.
Die politisch engagierten schwulen Studentengruppen der nächsten Jahre blickten eher herablassend auf die als verklemmt geltenden "Homophilen". Lange Jahre geriet deshalb der "Kreis" in Vergessenheit. Heute ist eine andere Generation schwuler Männer und lesbischer Frauen herangewachsen, die unverkrampfter mit der eigenen Geschichte umgehen kann. "Der Kreis" wird wieder interessant, seine Bedeutung für unsere Geschichte ist erkannt.
Dazu beigetragen haben in der Schweiz unter anderem das Schwulenarchiv Schweiz, das in aller Stille Material zur Geschichte der Schwulen sammelt, und die Zeitschrift aK, die bereits seit Jahren regelmässig über den "Kreis" berichtet. Der Thurgauer Staatsarchivar André Salathé forscht zum Leben von Rolf, der aus dem thurgauischen Kradolf stammt.
In Deutschland hat Karl Heinz Steinle in Berlin grossartige Arbeit geleistet mit der Vorbereitung einer Ausstellung, die 1999 im Schwulen Museum in Berlin und 2000 im Landesmuseum in Zürich zu sehen und dem "Kreis" gewidmet war.

Im Anschluss daran entsteht jetzt dieses Museum im Internet. Sind Sie interessiert, unsere Arbeit zu unterstützen? Sie waren dem Kreis eng verbunden oder sogar Mitglied? Sie besitzen Material dazu und möchten es weitergeben oder der "Gay Community" zugänglich machen? Melden Sie sich bei uns per e-mail unter info@der-kreis.ch - danke!